Warum das Leben kein Roman ist und ein Roman nicht wie das Leben

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Eigentlich war meine Reise als Recherchereise für die Island-Saga gedacht. Und eigentlich wollte ich schon längst in Reykjavík angekommen sein. Doch die Realität läuft manchmal anders als geplant.

Mitten im Check-In, als ich schon einen Großteil meines Handgepäcks in die Plastikbehälter eingeräumt hatte, fiel mir auf, dass ich meinen Laptop vergessen habe. Dank der Spontaneität meines Mannes, der sich sofort ins Auto gesetzt hat, war dieses Problem schnell gelöst und ich konnte mit Laptop starten.

Dann hatte der Flug rund eine Stunde Verspätung, so dass ich meinen Anschluss im Amsterdam verpasst habe, wo ich nun festsitze. Die Kreditkarte funktioniert nicht, aber wenigstens habe ich wegen der Verspätung einen Entschädigungs-Verzehrgutschein bekommen. So erreiche ich erst morgen mein Ziel, mitten in der Nacht und hoffe, dass die Hotelwirtin noch nicht schläft, wenn ich an der Tür klingele. Die kalten, isländischen Nächte laden nicht zum Übernachten auf einer Parkbank ein.

Es war ein Tag unter dem Motto: spontanes Konfliktmanagement. Im Roman wird sich davon gar nichts mehr wiederfinden, weil ich sonst meine Saga in eine Tragik-Kommödie umändern müsste. Im Roman wird meine Heldin ihr Ziel zügig und ohne Umwege erreichen, weil eine Geschichte so gut wie nie das „wahre“ Leben spiegelt, weil das Leben nicht zur Romanplanung passt, sondern sein eigenes Drehbuch schreibt. Im Leben gibt es zwar Ziele, aber selten welche, die ohne Umwege erreicht werden. Das ist gar kein Nachteil, sonst hätte ich nie diesen verdammt guten Schokokuchen vom Flughafen Amsterdam probiert und mir wäre einiges entgangen.

Oft werde ich gefragt: „Wo nimmst du denn all deine Ideen her?“ – „Hast du das alles erlebt?“

Nein, meine Figuren sind nicht wie ich und mein Leben ist nicht wie ihres. Und doch gibt es Momente, da spüre ich das Leben der Figuren ganz deutlich neben meinem eigenen, auch wenn es nicht meins ist.

 

 

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