Staffa

Über die Höhle Fingal’s Cave auf der Insel Staffa gibt es im Internet viel zu finden, doch als ich da war, hatte ich mit allem gerechnet, aber nicht mit so einem intensiven Eindruck. Vor allem die Farben! Gigantisch!

Das festzuhalten, dieses regenbogenartige Leuchten, war nicht einfach. Die Belichtungszeit lag bei 2 Sekunden. Ein Blitz zu verwenden, das war ein wenig erfolgversprechendes Unterfangen, weil die Höhle einfach zu groß war, um dadurch ausgeleuchtet zu werden. So habe ich mich im Stillhalten geübt 🙂

 

Staffa, wenn man sich mit dem Boot nähert:

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Die Säulen sind so regelmäßig in ihrer Fünf- oder Sechseckigkeit, dass es unglaublich ist. Warum gerade fünf oder sechs Ecken? Warum nicht sieben oder acht? Oder vier? Das fände ich noch immer spannend zu erfahren.

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Das Fantastische sind die Farben! Von außen betrachtet noch völlig unscheinbar grau. Aber wenn man innen ist: oben die Decke – wie mit Blattgold ausgekleidet! Und darunter das Violett und das Grün!

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Die Boote und Menschen, sie sind nur vorübergehende Gäste auf der Insel. Rund 1 Stunde lang wird dort angelegt, dann gehört die Insel Staffa wieder den ursprünglichen Bewohnern:

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Interessant ist auch der Höreindruck. Diese Handyaufnahme von mir kann nur einen kleinen Eindruck vermitteln, weil man sich real dort vor Ort viel mehr auf die Einzelheiten konzentrieren kann: Das Ein- und Ausströmen des Wassers, das Tropfen von der Decke, das Zischen zwischen den Felsen … trotzdem ein kleiner Eindruck:

Manuskriptauszug (15.10.)

Doch die Felsen, die steil aus dem Meer herausragten, dazwischen die kathedralenartige Höhle, oben auf der Insel die Grasfläche – es wirkte auf den ersten Blick beiläufig banal. Anstelle von Ehrfurcht und Bewunderung strahlte die Insel für sie eher ein freundliches Willkommen aus. Vor den hohen Säulenformationen befanden sich Reihen von kleineren Säulen, wie Sitzmöglichkeiten beschaffen, um sich darauf auszuruhen.

 

 

Kristin ließ Fabio vorgehen. Sie blieb stehen, um sich auf ihren Höreindruck zu konzentrieren. Still lauschte sie dem melancholischen Blubbern, das sich mit dem Zunehmen und Abschwellen des Windes zu einem Summen und Brausen steigerte, das an Orgelpfeifen erinnerte. Wenn die Wellen im Takt des Meeres gegen die Wände geworfen wurden, war es ein einziges Gurgeln und Gluckern, Plätschern und Rauschen, gemischt mit dem hohen Klatschen, wenn Wasser von der Decke tropfte. Es zischte, wenn das Meer zwischen die Steine hinein- und wieder hinausdrängte. Das Donnern, wenn die Wellen hinten an die Höhlenwände schlugen, wurde vom Hall verstärkt. Der Mix aus Lautem und Leisem, Hellem und Dunklem, Gewaltigem und Vorsichtigem – mit einem Mal begriff Kristin, was Ethan ihr sagen wollte. Sie vergegenwärtigte sich die Kadenz, die der Versuch sein sollte, beim Spielen genau diese unvereinbaren Gegensätze zu verbinden.

Doch mindestens so imposant wie die Klänge der Höhle waren die märchenhaften Wasserreflexionen an der Höhlendecke, die wie mit Blattgold ausgekleidet schimmerte. Das grünliche Wasser stand im Kontrast dazu. Darüber glänzten die grauen Felsen rosa-violett. Es war ein gigantischer irdischer Regenbogen von der Größe einer Kathedrale, der Kristin und Fabio in sich aufnahm und barg.

Kristin sah zu Fabio hinüber. Er war hinter das Absperrband geklettert und hockte auf einer der Säulen mit geschlossenen Augen. Kurz blickte er zu ihr auf. Kristin setzte sich auf eine der eckigen Felssäulen, die wie ein Hocker herausragte. Sie ahnte, dass es kaum möglich war, das, was rational unerklärlich blieb, in Worte zu fassen. Nur die Musik vermochte auszudrücken, wo die Sprache versagte.

Langsam wanderte Kristins Blick von kirchenschiffartigen Säulen nach unten zu den wahren Besitzern von Fingals Cave. Weiße Leuchtquallen und kleine Fische zogen zwischen Muschelkolonien unbeeindruckt von den Besuchern ihre Bahnen. Für sie waren die Menschen wie Wellen, die und auftauchten und verschwanden, die am Lauf ihrer ganz eigenen Welt nichts änderten. Wie war es möglich, dass die Natur solch gleichmäßigen fünf- und sechseckigen Basalsäulen erschuf? Wie erklärte sich das regenbogenartige Schimmern des grauen Felsgesteins? Es blieb nur, dem allem staunend gegenüberzustehen, mit einer Kapitulation vor dem, sich nicht begreifen und nicht kontrollieren lässt. Der Mensch als Krone der Schöpfung, den gab es hier nicht, er war nur eine Variante, eine Spielerei der Natur. Loslassen war an einem Ort das, zu dem die Natur drängte. Wohin mit dem Bedeutungsschweren, dem Bemühen und dem Sehnen? Es wurde mit dem Meer davongetragen worden.

Kristin hörte bei ihrer Konzentration auf die Sinfonie des Wassers Fabio nicht kommen. Sie spürte nur die Wärme seines Körpers, als er sich neben sie setzte.

»Wir müssen los«, sagte er.

Sie blickte zu dem goldenen Dach über ihr und lehnte sich an Fabio. »All das ist bleibt in unserer Erinnerung. Wir müssen auch später nur die Augen schließen, wo immer wir gerade sind. «

neueste Kommentare

  • Blausommer
    Angélique
    26. Februar 2017 - 20:54 · Antworten

    Hallo Heike,

    diese Bilder sind echt wunderschön und sie ergänzen dein wunderbares Buch richtig gut.
    Mit deinen Beschreibungen und deinen Bilder hast du mich echt geflasht. Diese Höhle muss ich mir unbedingt mal ansehen.

    Danke
    LG Angélique

    • Blausommer
      Heike Fröhling
      26. Februar 2017 - 21:50 · Antworten

      Hallo Angélique,
      DANKE!!! Das ist ein wunderbares Kompliment! Die Fingalshöhle ist definitiv ein Ausflug wert, es lohnt sich auch, obwohl es nicht so einfach zu organisieren ist, da es aktuell leider keine Ausflugsboote gibt, die nur dorthin fahren. Aber in Kombination mit anderen Inseln ist sie erreichbar. Am liebsten hätte ich ja dort übernachtet 😉
      LG
      Heike

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