Jeder Autor kennt sie und auch manche Leser haben sie in der Schublade: Schattenkind-Bücher. Die Leser lassen sich an zwei Händen abzählen, was auch immer seinen Grund hat.
Eines meiner Schattenkinder hieß auch noch dazu „Nachtschattenspiel“, ein Thriller, den ich vor Jahren bei Amazon eingestellt hatte und der seinen Weg zu den Lesern nicht gefunden hatte. Mit der Erscheinung von „Am Anfang war die Stille“ und dem ersten großen Erfolg im Selfpublishing habe ich meine bereits publizierten Schattenkinder so gut es ging unsichtbar gemacht. Wer genau hinsah, konnte es natürlich nach wie vor entdecken, aber mein Unsichtbarmachen hat recht gut funktioniert.
Nun war es umso schöner, diesen Roman erneut hervorzuholen. Er ist von mir vollständig überarbeitet worden, hat ein richtiges Lektorat bekommen (an dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank an Marketa Görgen), ein mehr als gründliches Korrektorat (danke Philipp Bobrowski) und was dem Leser zuerst auffällt, ein tolles Cover von Claudia Toman (DANKE!!!).
Ist es dann nicht einfacher, etwas Neues zu schreiben? Das wurde ich oft gefragt. Auf den ersten Blick stimmt das sogar. Jeder, der schon einmal Texte von sich gelesen hat, merkt doch, wie sehr sich der Blickwinkel ändert, wie viel geändert werden muss, so dass es wirklich schneller geht, einen Text neu zu schreiben. Trotzdem habe ich nie so profitiert wie von dieser Neuausgabe. Es ist im ersten Moment wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Nie wird deutlicher, wie man gedacht und empfunden hat, als an den eigenen Texten.
Wann hat man außerdem die Chance, einen eigenen Text mit solchem Abstand zu betrachten, als wäre er von jemandem anderen geschrieben? Nie entdeckt man offensichtlicher, wo man sich verbessern kann.
Krankheitsbedingt musste ich eine Menge von dem, was ich selbst erledigen wollte, an andere delegieren und habe für mich gemerkt: Das Buch ist auf diese Weise viel besser geworden, als ich es anfangs erwartet habe.
Selfpublishing ist Einzelkämpfertum? Für mich nicht mehr, nachdem ich diese wundervolle Zusammenarbeit genossen habe. So kann ich mir nicht mehr vorstellen, auf dieses Teamwork zu verzichten, bei dem alle Arbeitsschritte zu 100% ineinandergreifen.
Von daher: Schattenkind-Bücher sind für andere unsichtbar, aber wenn sie sich ans Licht begeben, können sie manchmal für den Autor Welten verändern.
„Auf manche Nacht folgt kein Tag“ ist der Roman, der vorher unter dem Namen „Nachtschattenspiel“ erhältlich sein wird. Erscheinungstermin: 24.4.2015