Inhaltlich wäre es sicher sinnvoll, sich zuerst mit dem Antagonisten zu beschäftigen, sich dann den Nebenfiguren zuzuwenden.
Meiner Erfahrung nach ergeben sich an dieser Stelle die Ideen zu den Nebenfiguren wie von selbst, weil sie alle im Spannungsfeld zwischen Protagonist und Antagonist stehen.
Deshalb mein Vorschlag: Notiert euch WÄHREND eurer Arbeit am Antagonisten die Nebenfiguren, die wichtig sind, nebenbei. Es reicht, jede Nebenfigur in 3-5 Sätzen zu beschreiben. Eine vollständige Charakterisierung dafür fülle ich nicht mehr aus, notiere die fehlenden Elemente später beim Schreiben der Erstfassung bei der entsprechenden Nebenfigur.
Die Hauptarbeit liegt darin, den Antagonisten zu gestalten, der „Gegner“ deiner Hauptfigur. Warum erreicht die Hauptfigur nicht, was sie möchte? Warum werden die Ziele der Hauptfigur boykottiert? Diese Boykottaufgabe fällt dem Antagonisten zu.
Was konkret der Antagonist ist, das kann von Roman zu Roman unterschiedlich sein.
– Er ist das Böse, der Feind, der Widersacher, gegen das der Protagonist kämpft.
– Er ist der „innere Schweinehund“, den der Protagonist überwinden muss.
– Er kann in den inneren Ängsten und Hemmungen des Protagonisten liegen.
– Er kann eine Organisation, eine Partei, ein Herrschaftsprinzip sein.
– Die Natur (lebensfeindliche Umgebung) als Antagonist.
– Die Vergangenheit des Protagonisten als Antagonist, die ihn daran hindert, seinen Weg zu gehen.
Die Auflistung möglicher Antagonisten kann niemals vollständig sein, weil im Grunde jeder Mensch, jeder Gegenstand, jede mögliche Umgebung als Hindernis konstruiert werden kann, das den Zielen des Protagonisten im Weg steht.
Wichtig ist, sich klarzumachen: Habe ich einen äußeren Antagonisten, gegen den mein Protagonist offen kämpfen kann? Oder ist der Antagonist in ihm selbst als Teil von ihm vorhanden?
Ist der Antagonist eine Figur, verfahre wie im vorhergehenden Tutorial analog zur Hauptfigur.
Ist der Antagonist keine Person, finde ich den besten Weg, sich ihm über einen Tagebucheintrag zu nähern, in der der Protagonist seinen Kampf mit dem Antagonisten beschreibt.
Am Ende ist es wichtig, noch einmal die Nebenfiguren zu überprüfen, ob in ihrer Gegenwart ALLE Seiten der Hauptfigur abgedeckt sind. Es reicht selten, nur Nebenfiguren zu haben, die das berufliche Umfeld abdecken. Im Bestfall zeigen die Nebenfiguren durch ihre Nähe zur Hauptfigur diese in allen Lebensbereichen, lassen alle Charaktereigenschaften hervortreten. Gerade durch die gute Auswahl der Nebenfiguren tritt die Hauptfigur plastisch hervor in ihrer Vielfältigkeit.
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