Auf die Plätze – fertig – Heirat?

1940 besetzten die deutschen Truppen Dänemark, aber sie „vergaßen“ Island, das damals zu Dänemark gehörte. Im Verlauf des Krieges wurde Island so zur alliierten Militärbasis. Zuerst wurden 1940 britische, anschließend amerikanische Truppen (ca. 60.000 Soldaten) auf der Insel stationiert. Noch vor Kriegseintritt der USA wurden nahe dem Fischerdorf Keflavík (wo heute der Hauptflughafen ist) Befestigungsanlagen gebaut. Obwohl jederzeit während des Krieges mit einem Angriff der Deutschen gerechnet werden musste, blieb Island zum Großteil verschont.
Wenn man die Anzahl der stationierten Soldaten in Relation zu den ursprünglichen Einwohnern setzt, ist das schon enorm. Dazu habe ich folgende Bevölkerungszahlen gefunden:
1925 – 100.000 Menschen
1967 – 200.000 Menschen
Noch zu Beginn des zweiten Weltkrieges gehörte Island zu den ärmsten Ländern Europas, was sich aber durch die Truppenstationierung änderte. Dies führte zu einem Wirtschaftsboom. Reykjavík wurde mit Bars, Jazzclubs, viel Autoverkehr und großen Limousinen zur Boomtown und zog viele junge Isländer an. Dort wurde ausgelassen gefeiert, der Lebensstil war frei und die Aufbruchsstimmung dort hat in dem Roman Emma – die Protagonistin des Romans – ja auch sehr genossen. Dort gab es die Chance, die Sehnsucht nach einem modernen, neuen Leben zu verwirklichen. Auch für Frauen existierten nun gute Ausbildungsmöglichkeiten in der Stadt. So bildete sich eine erste große Gruppe von gut ausgebildeten Akademikerinnen. Einen britischen Soldaten oder einen GI als Freund oder Partner, das war in der Elterngeneration verpönt, aber es hielt die wenigsten jungen Isländerinnen von einer Liebe ab, im Gegenteil. Es trieb sie eher dazu, mit dem Geliebten auszureisen.
So lebten vor allem auf dem Land auf abgelegenen Höfen zu wenig Frauen. Die deutschen Frauen wurden als Landhelferinnen angeworben. Wie Emma und Ursula, ihrem Schiff sollten noch weitere folgen. Doch spätestens nach ihrer Ankunft wurde ihnen klar, dass sie in erster Linie den Frauenmangel auf der Insel kompensieren sollten. Eine Eheanbahnung wurde zwar nie erzwungen, aber jedem ledigen Bauern, der eine solche Landhelferin zugewiesen bekam, wusste: Ein Jahr blieb bis zur festgelegten Abreise. Wenn die Frau sich dann entschied, Island zu verlassen, musste er möglicherweise Single bleiben. So war auch Aron in einem Zwiespalt. Sicher hat er Emmas Verletztheit, ihre Schwierigkeit, Gefühle zu zeigen, ihre Unentschlossenheit gespürt. Und gleichzeitig ging es für ihn nicht nur um eine Partnerin, sondern auch um die Chance, seinen Kindern eine Mutter zu bieten.

Interessant finde ich das Zitat, das mir eine Autorenkollegin (Danke Ilka!!!) geschickt hat, das von ihrer Schwiegermutter stammt:

„Ich liebe die Deutschen, die haben so tolle Kleidung, tolle Volksmusik und Derrick. Und vor allem die Landfrauen waren genial, weil sie unsere faulen Bauern, mal so richtig in den Hintern getreten haben.“

 

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neueste Kommentare

  • Blausommer
    Ruediger Keyser
    9. Februar 2016 - 12:26 · Antworten

    Ein schöner Island Roman. Er spiegelt die Nachkriegszeit und die Stimmung im damalige aber auch im Heutigen Island gut wieder.

    Ich habe 1972 einen Sommer in Island gelebt. Eine dieser Frauen hat auf dem Nachbarhof gelebt. Sie hat mir einiges aus ihrer Zeit erzählt.

    • Blausommer
      Heike Fröhling
      9. Februar 2016 - 12:30 · Antworten

      Danke! Das ist ein Kapitel der Geschichte, das so wenig bekannt ist. Um Ihre Gespräche 1972 beneide ich Sie, inzwischen sind die meisten Zeitzeugen ja leider schon verstorben und die Kinder, die die Frauen erlebt haben, selbst schon alt geworden.

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