Barbara Leciejewski: Vergiss nicht, dass wir uns lieben
FeuerWerke Verlag, Oktober 2015, gelesen als E-Book.
Auch wenn ich Liebesromane schreibe, habe ich dazu ein gespaltenes Verhältnis. Sie können so kitschig sein! Manchmal ist schon nach einem Zehntel des Buches klar, dass nun noch ein paar Verwicklungen folgen und dann bekommen sich die beiden endlich. Dieser Liebesroman ist anders. Der Beginn erscheint so irreal, dass es wie eine Mischung aus Traumgeschehen und Apokalypse anmutet: Ein Mann und eine Frau wachen unabhängig voneinander ohne Erinnerung in einem Wald auf einer Insel auf. Menschen außer ihnen existieren nicht, nur ein Haus, in dem es alles gibt, was sie zum Leben brauchen. Sie nennen sich gegenseitig Paula und Johannes, weil sie die Namen mögen. Sie erleben den Wechsel der Jahreszeiten, genießen den Moment, entdecken sich selbst und den anderen und sind sich sicher: Eine Außenwelt? Überflüssig. Die Schiffe, die am Horizont vorbeifahren, nach denen sie sich anfangs so sehr gesehnt haben, interessieren sie nicht mehr. Es sind Boten der Zivilisation, die wie Wolken vorüberziehen.
Und doch bricht die äußere Realität und ihre Vergangenheit über sie hinein, im wahrsten Sinne des Wortes.
Was mich von Anfang an gefesselt hat, ist die einerseits nüchterne und präzise, dann aber wieder so emotionale Sprache, die den Leser nicht bevormundet, sondern seine eigenen Bilder im Kopf entstehen lässt. Irgendwann will ich das Buch unbedingt noch einmal lesen, denn neben einer wunderbaren und ungewöhnlichen Liebesgeschichte geht es auch um existenzielle Fragen: Inwieweit können wir ohne Außenwelt leben? Können wir dann wirklich dauerhaft glücklich sein? Auf was basiert die Liebe: auf den aktuellen Erfahrungen, oder dem, was wir für unsere Vergangenheit halten? Gibt es die Vergangenheit überhaupt in dem Sinne oder ist es mehr eine Schwerpunktsetzung im Nachhinein in die positive oder negative Richtung?
Beitragsbild: A pile of books on wooden table @ kwanchaidp, Depositphotos
Elke
21. Januar 2018 - 18:34 ·Das ist eine Lesetipp mit dem ich wirklich was anfangen kann. Liebesgeschichten, bei denen es nur um ein paar Verwicklungen geht, interessieren mich nicht, denn man weiß ja schon, dass sie sich kriegen werden. Die Fragen, die dieses Buch aufwirft, sind dagegen interessant und bringen eine Dimension, die mich neugierig macht. Danke!
Heike Fröhling
21. Januar 2018 - 18:51 ·Danke 🙂 Aber eigentlich nichts zu danken. Es ist für mich selbst schön zu gucken: Bei all den Bücher war es welches, das ich in einem Monat am liebsten gelesen habe?